Freitag, 18. April 2008

Kalender-Reform

Ich proklamiere hiermit einen neuen Kalender. Der aktuelle ist schon viel zu alt und unflexibel.

Ausserdem ist die Umrechnerei einfach blödsinng. Wer will schon, dass ein Tag 86400 Sekunden hat, oder eine Woche 168 Stunden, sowas ist doch dämlich, kann sich doch kein Aas merken.

Darum fordere ich hiermit den dezimalen Kalender.

1) Der Tag hat 10 Stunden
Wer kennt nicht den lustigen Spruch "ich brauch Dich mal 5 Minuten !" ? Und schwupps ist es Mittag. Oder Besprechungen, die von 15-16 Uhr angesetzt sind und Du siehst beim Heimgehen die Sterne am Himmel leuchten. Ist doch Unfug sowas. Es gibt nur noch 10 Stunden, die sind dafür ein wenig länger.

2) Die Woche hat 10 Tage
Nur Minderleister kommen heutzutage mit den lächerlichen 5 Arbeitstagen aus, die uns der gregorianische Kalender vorschreibt. Also tun wir etwas dagegen und machen die Woche länger.

Montag
(ehemals Montag)
Wie war es bisher ? Du kommst ins Büro, und die Mailbox läuft über, gefüllt von all den Strategen, die seit halb acht nägelkauend auf ihrem Stuhl sitzen und Dir ganz ultradringend etwas mitteilen müssen, auf dem sie schon das ganze Wochenende rumgebrütet haben. Eigentlich hast Du keine Zeit dafür, denn auch Dein Posteingang läuft über.

Wie wird es sein ? Der ganze Tag ist reserviert für Panikmeldungen der Kunden, weil am Wochenende so ein 'komisches Licht' am Server gebrannt hat, für epische Schilderungen von Kollegen, weil Lars-Kevin am Sonntag zum ersten Mal alleine die Treppe bestiegen hat ohne sich dabei den Hals zu brechen, und für alle anderen unwichtigen Kleinigkeiten.

Montag II
(neu)
Der Montag zwo ist der Tag, an dem man den ganzen Scheiss bearbeitet, der übers Wochenende aufgelaufen ist, und im Gegensatz zum Rest wirklich wichtig.

Montag III
(neu)
Der Montag drei ist gedacht für die ganzen Dinge, die man eigentlich am Montag machen wollte. Bisher hatte man sie spätestens am Freitag gebetsmühlenartig auf den folgenden Montag verschoben, wohl wissend, dass man ohnehin nicht dazu kommen wird. Nun ist endlich mal Zeit dafür.

Meetingtag
(ehemals Dienstag)
Wie war es bisher ? Keiner wollte sich gleich den Wochenanfang versauen und daher hat niemand Besprechungen für Montag angesetzt. Also waren sie typischerweise Dienstag. Dafür geballt.

Wie wird es sein ? Am Meetingtag findet nichts weiter statt als Besprechungen. Unterbrochen natürlich von der mittäglichen Kampfabstimmung, ob wir das Essen vom Thai oder vom Italiener holen. Sind zu wenig Besprechungen angesetzt, ist der restliche Tag per Definition als Wochenende zu werten.

Motivationstag
(ehemals Mittwoch)
Es geht rauswärts, das Wochenende ist am Horizont zu sehen. Kann so bleiben.

Kalendertag
(ehemals Donnerstag)
Du lugst um die Ecke des Büros. Der Gang ist frei. Und los. Nächste Ecke, oh je, da ist einer, schnell in der Toilette verschwinden. Zwei Minuten später nimmst Du die nächste Etappe zur Küche in Angriff, denn Du willst Deinen Kaffee haben. Scheisse, Kanne leer, das heisst 5 Minuten ungeschützt und ohne Waffen da sein. Und schon kommen sie wie die Fliegen und scheissen Dir den Kalender mit Terminen zu. Schluß damit.

Termine werden nur noch am Kalendertag gemacht. Das heisst, neun von zehn Tagen kann man entspannt und ohne Verkleidung auch mal fünf Minuten in der Lobby abhängen. Und sie können Dich ansabbern, während die Dich sehen, aber sie können nicht den Kalender versauen. Kalendertag wird sich voraussichtlich zu einem der beliebtesten Krankheitstage entwickeln.

Telefontag
(ehemals Freitag)
"Freitag ab eins macht jeder seins", hiess es früher. Galt aber nur dann wenn man das Telefon aus der Wand gerissen hat. Denn ab eins wurde telefoniert. Man wurde von Gott und der Welt angerufen um irgendwelche unwichtigen Details in epischer Breite zu klären. Natürlich noch vor dem Wochenende und eigentlich nur deshalb, weil der Anrufer beim besten Willen nichts besseres mehr zu tun hatte, aber bis zum Kernzeitende noch im Büro verharren musste.

Das wird anders. Telefontag früh ist grundsätzlich arbeitsfrei. Ab 13 Uhr finden sich alle Mitarbeiter im Büro ein, um als Ansprechpartner für die Gleitzeitneurotiker zur Verfügung zu stehen.

Anlagenstillstandstag
(ehemals Freitag ab 16 Uhr)
Du hast die Jacke an und das Dutzend über die Woche angesammelten Kaffeebecher schon zu einem lustigen und unübersehbaren Turm gestapelt, da klingelt das Telefon. Die Gleitzeitbrigade ist schon auf dem Weg, die Innenstadt zu verstopfen, also muß es wichtig sein. Aus einem Mund schallt der Ruf "Volle Deckung, Anlagenstillstand" und alles hechtet in Richtung Parkplatz.

Ich habe jedoch letzte Woche die Telefonanlage mit der zentralen Schliessanlage gekoppelt. Und weil wir einen ganzen Tag Zeit haben, wird es auch nicht so hektisch. Man muß nicht mehr mit Flex und Skalpell arbeiten, man kann sogar mal nachdenken. Ist doch herrlich.

Einkaufstag
(ehemals Samstag)
Da wir aufgrund der Tatsache, dass wir nunmehr 40 Arbeitstage pro Monat, und somit 400 Arbeitsstunden, massig Überstunden angesammelt haben, die wir ohnehin nicht abfeiern können, muß die Kohle ja irgendwo hin. Also ab in die Stadt, und mit den Hausfrauen um goldgeränderte Salami und platinversiegeltes Geschirr raufen.

Besprechungstag
(ehemals Sonntag)
Bei einer so stylischen und stressfreien Arbeitswoche braucht doch selbst das grösste Weichei keinen weiteren freien Tag. Also können wir, wie vorher auch, Sonntag mittag Besprechungen ansetzen für die Dinge, die lichterloh brennen, aber trotz unserer fantastischen Wochenplanung nicht geschafft werden konnten. Spätestens dies wird auch dazu führen, dass über kurz oder lang nicht nur Bäckereiketten mit widerlichen Pappbrötchen geöffnet haben werden, sondern ausserdem auch Metzger, Gemüsehändler und Getränkemärkte. Denn üblicherweise trifft man sich zu einem Brunch, das eventuelle Formel1-Liveübertragungen umfaßt.

Und hey, zwei Wochen Urlaub haben doch gleich eine ganz andere Wirkung, wenn es sich dabei um satte 20 Tage handelt.
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a life less ordinary ?

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