Schwarze Plaste

Nach ungefähr 150 Jahren im Egghead-Business, einem Pizzakartonstapel von hier bis zur Baumgrenze, und 75 aufgetragenen Pullundern mit V-Ausschnitt, musste ich heute zum ersten Mal ins Feindesland.

Der geneigte Leser wird nun vielleicht denken, ich würde schon wieder auf meinen Ossis rumhacken wollen, nein, heute nicht, dafür fehlen mir mittlerweile einfach die Worte. Feindesland ist nicht Ossiland, Feindesland ist der Apple-Store. Da, wo es diese total hippen Computer im gleichen Design wie mein Spülkasten im Gästebad gibt. Und die dieses lustige Betriebssystem haben, für das nur deshalb kaum Exploits gefunden und Viren geschrieben werden, weil ausser ein paar Müslifressern und zwanghaft gegen den Mainstream paddelten Designstudenten auf diesem Planeten kein Aas das Zeug benutzt. Und braucht.

Ich glaube es ist nun klar, ich war nicht freiwillig dort. Gar nicht. Der überaus windige, mit 38.50 Euro aber überaus gut bezahlte, weisse, total trendige Ohrhörer des iPods war im Arsch. Und nein, es war nicht mein iPod.

Also gehe ich in diesen Laden mit den seltsamen Geräten. Ist Euch schonmal aufgefallen, dass weisse Apple-Gehäuse genauso aussehen, wie die erste Küchenmaschine Eurer Oma ? Das Look & Feel, dieses milchige aber doch grellweisse Hartplastik mit der ultraglatten Oberfläche, beim mit dem Fingernagel klopfen ertönt dieses tiefe tock-tock-tock, fühlt sich an wie das alte Bakelit-Telefon meines Grossvaters, ich könnte schwören, die haben sämtliche alten Krups-Küchenmaschinen aufgekauft, die bei Haushaltsauflösungen zu haben waren, und das Zeug umgeschmolzen.

Fand Martin auch. Martin Birkenstock kam nämlich zwei Minuten nach mir in den geschätzt 300 Quadratmeter grossen, mit 5 Angestellten und null Kunden bestückten Laden, um sein neues Notebook abzuholen.

"Neee, das sieht doch doof aus, kann ich das auch in schwarz haben ?"
"Ja natürlich, das gibt es in schwarz oder weiss."
"Ah gut, ein Glück, dieses weiss ist echt nicht schön."

Ich wollte Martin noch warnen, aber es war zu spät.

"Sie wissen, dass man hier nicht mit Kreditkarte bezahlen kann ?"
"Äh ja, aber was hat das mit der Farbe meines Notebooks zu tun ?"
"Nunja, in schwarz ist es teurer."
"Wie bitte ? Und wieviel ?"
"300 Euro."

Meine Fresse, bin ich froh, dass dem iPod ein weisser Ohrhörer beilag. Denn das Ding ist aus der Garantie draussen, und ich muss noch Weihnachtsgeschenke kaufen. Ich will gar nicht wissen, was diese verkabelten Q-Tips in schwarz kosten würden.

Und by the way, liebe Apple-Designer: Halbtransparente Unterschalen für Tastaturen sind die bescheuertste Idee, die ein Mensch haben konnte. Die Dinger im Verkaufsraum an der Kasse einzusetzen grenzt an Körperverletzung. Du siehst jeden Brösel, jeden Popel, jeden Fussel, jeden alles da drin, das schaut eklig aus, das sag ich Euch. Jaja, ich weiss, Ihr produziert die Dinger eigentlich als Rum-Steh-O-Mate, quasi als kleine, moderne Designobjekte ohne weiteren sichtbaren Nutzen. Aber bitte vergesst nicht, ich müsst immer damit rechnen, dass irgendein Sozialpädagoge auf den schrillen Gedanken kommt, mit dem Graffl zu arbeiten.

Manchmal ist es dann doch schön, nicht auf Biegen und Brechen elitär sein zu müssen.

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