Donnerstag, 13. März 2008

Der kleine Kobold

Neue Woche, neue Sitten. Senile Bettflucht um halb sieben ist nicht mehr. Viel zu müde dafür. Ist auch kein Wunder, denn er ist wieder da, Popeye, der kleine Kobold.

Irgendwas weckt mich dieser Tage pünktlich gegen 02:30. Ich hatte Petrus im Verdacht. Immerhin hat der Anfang der Woche dafür gesorgt, dass die Terrassenmöbel nicht mehr einfach so rumstehen, sondern sich in einer Ecke zusammenkuscheln. Und dass ich in meinem Bett fast ertrunken wäre, weil das Fenster gekippt war und es auf mich drauf geregnet hat. Aber er war es nicht. Jedenfalls nicht allein, das war Teamarbeit.

Vorgestern hat mein kleiner dunkelbrauner Freund sich an mich erinnert. Er war auf Tournee. Nachdem er im Winter vor zwei Jahren meine Polster der Sonnenliege aufgefressen und sich im Sessel ein kuscheliges Nest aus Schaumstoffflocken gebaut hatte, stand er gestern nacht fiepend und irgendwie unzufrieden wirkend auf der Terrasse. Die Unordnung hat ihm vermutlich auch nicht gefallen.

Wir sahen uns tief in die Augen, er in blaue, halboffen und müde wirkende, ich in grüne, kugelrunde und extrem wach wirkende.

Und während ich noch überlegte wie ich ihn los werde, fiel ihm wohl sein früheres Winterquartier ein, mein Dach, zwischen Dämmung und Ziegeln.

Wie ein geölter Blitz sauste er auf die Terrassenbrüstung, um seinen alten Weg nach oben aufs runtergezogene Dach zu nehmen. Dass er mich dabei lässig ausbremsen würde war klar. Aber Petrus nicht. Der hatte soviel Wasser abgeladen, dass der kleine Kobold auf der Kupferumrandung ausrutschte und ein Vollbad in der grossen Regenrinne nahm. In der ersten Reihe hinter der Terrassentür sitzend konnte ich sein missbilligendes Gesicht genau sehen. Es sagte *hey Arschloch, hol gefälligst jemanden, der das Regenfallrohr frei macht, ich werde hier nass!*. Mein hämisches Grinsen ignorierend tobte er die Schräge rauf. Im Gegensatz zu früher hörte sich das allerdings eher an, als würde ein komplettes SEK sich auf mein Dach abseilen, vorbei die Zeit der kleinen, flinken Schritte. Ja, er ist fett geworden, mein Kobold.

Oben im Giebel hörte ich es dann rumoren. Vermutlich hat Popeye versucht, sich zwischen den Dachziegeln durchzuzwängen und sass strampelnd eine Weile fest. Aber irgendwann war er dann idrinnen. Bei einem offenen Giebel kann man das gut hören. Immerhin ist Popeye noch nicht so fett, dass die Rigipsplatten der Deckenverkleidung sich durchbiegen.

Ich meinte, ein ganz leises Kichern zu hören. Da dachte ich noch, er hätte die nicht tödlichen, aber angeblich wirksamen Köder des Jägers gefressen und würde nun im Delirium seltsame Geräusche von sich geben. Heute nacht war dann klar, ich habe mich getäuscht. Er hat die Köder gefunden und uns ausgelacht. Den Geräuschen nach baut er gerade an einer Bowlingbahn. Die Eröffnung könnte heute oder morgen sein.

Welcome back Popeye, mein gar nicht mehr so kleiner Marder. Immerhin bist Du mittlerweile vermutlich zu fett, um in meinen Motorraum zu passen. Vielleicht lege ich Dir die Zündkabel von 2006 auf die Terrasse. Die hast Du damals nämlich nur zur Hälfte aufgefressen. Und zwei Zylinder davon sind noch wie neu.
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