Sonntag, 13. April 2008

Same Procedure As Every Year

Invest Stuttgart 2008 (http://www.messe-stuttgart.de/invest), same procedure as every year.

Bevor wir zu den Wertungen kommen, muss darauf hingewiesen werden, dass aufgrund der gegenwärtigen Kredit- und Sub-Prime-Krise etliche Teilnehmer der letzten Jahre aufgrund von Insolvenz dauerhaft verhindert waren. Dies verzerrt natürlich die Wertungen im Vergleich zu den Vorjahren.

Die Wertung in der Kategorie Standpersonal und Papier-Entgegenhalterinnen:

Durchwegs lecker. Bauchfrei war dieses Jahr ebensowenig angesagt wie der Politessen-Look aus dem vorvergangenen Jahr. Statt Nabel zu zeigen wurde dieses Jahr Bein gezeigt. Gerne in 15 den und in Cocktailkleidern, bei den Österreichern auch in Sissi-ähnlichen Roben. Die arabischen Freunde hatten ihre Damen in knallbunte samtene Kleidchen gehüllt und liessen sie alle halbe Stunde etwas vorführen, das ein Schwabe möglicherweise als Bauchtanz hätte durchgehen lassen. Der prinzipiell appetitanregende Anblick der Damen wurde erst durch leichten Schweissgeruch, später durch exzessive Parfümnutzung gestört. Insgesamt kann man jedoch sagen, dass durchaus eine gute Wahl getroffen wurde.

Tendenziell bleibt allerdings festzustellen, dass die Messeschwalben weniger der brauchbaren, sondern mehr der adoptionsfähigen Altersgruppe entstammen. Ihre mangelnde Erfahrung zeigt sich dadurch, dass man sie mit einem gelächelten "danke nein" noch vollkommen aus der Fassung bringen kann.

Hier nun die offizielle Wertung im Bereich Catering:

Nachdem die Börse Stuttgart bereits Anfang der 80er Jahre einen Seefrachtcontainer Pfefferminzbonbons bestellt hatte, und noch heute davon zehrt, kann hier natürlich keine grosse Verbesserung in der Rangliste erwartet werden. Dies war offensichtlich auch den Verantwortlichen klar, die daraufhin zusätzlich einen Container mit Erdnüsstütchen bestellt haben. Peanuts sind zwar eigentlich ein Claim der Deutschen Bank, deren Stand jedoch war so klein, dass für Essbares ohnehin kein Platz war.

Die WGZ-Bank warf mit Gummibärtütchen um sich. Und zwar derart, dass bereits gegen 13 Uhr mir ein Mitglied der Standbesatzung im Vertrauen sagte, ich solle soviele Päckchen mitnehmen wie möglich, er hätte keine Lust, sie im Flieger mit zurück zu nehmen. Diese Ehrlichkeit wird mit Platz zwei belohnt. Denn normalerweise öffnet Rudis Resterampe auf der Invest erst gegen 15 Uhr, und erst ab dann wird jeder Besucher zwangsernährt.

Sieger wurde die Gruppe Deutsche Börse mit ihrem Päckchen Smarties. Achtung Hausfrauen: Auch wenn die Grösse der Pillen es nahe legt, diese Smarties sind NICHT zur Verhütung von Schwangerschaften geeignet. Dies sei insbesondere im Hinblick auf die jungen Messeschwalben ausdrücklich angemerkt.

Der Sieg war allerdings hauchdünn, ausgelöst durch die ABN Amro Bank. Nachdem mittlerweile klar ist, dass sie von der schottischen RBS gekauft wird, haben die verbleibenden Angestellten offenbar beschlossen, noch mal so richtig auf die Kacke zu hauen, und eine Kaffeebar aufgebaut, die jegliche Art von schwarzem Wasser schnell, zuverlässig und in hoher Anzahl zubereitet hat. Leider schmeckten sämtliche Sorten gleich, was die ABN letztlich den Sieg gekostet hat.

PEZ-ähnliche Pfefferminzbonbons in zuckerwürfelähnliche Päckchen zu verpacken und zuzusehen, wie Horden von Ahnungslosen diese in ihren Kaffee kippten, führte zu einem Ehrenpreis in der Kategorie Humor, verbesserte allerdings den Geschmack des Kaffees nur unwesentlich.

Die Landesbank Berlin erhält einen Sonderpreis im Bereich Ausbildung. Sie hatte festverschlossene Dosen im Red-Bull-Format im Angebot. Auf die Frage ob darin etwas anderes als Luft enthalten sei, konnte bereits die dritte befragte Blondine eine halbwegs plausible Antwort geben, auch wenn sich die versprochenen Erdnüsse später als Knabbergebäck herausstellten.

Das betreiberseitige Catering der neuen Messe Suttgart ist zu vernachlässigen, abgesehen von mehreren SelfService-Bars war nichts zu finden, das den Begriff Messerestaurant verdienen würde.

Kommen wir nun zur offiziellen Wertung in den Give-Away-Kategorien:

Generell ist die Tendenz zum Bundling festzustellen. An der Hälfte der Stände kann man nicht einfach händeweise Kugelschreiber, Pfefferminzbonbons odder Gummibären mitnehmen, das Zeug ist auf abenteuerliche Weise mit dem jeweiligen Papiermüll der Firma verknüpft. Durch das konsequente Weglassen jedweden Papierkorbs in der Messehalle ist der unerfahrene Messebesucher also darauf angewiesen, den Papiermüll mit nach Hause zu nehmen, um ihn erst dort zu entsorgen. Professionelle Messebesucher entsorgen ihn natürlich in einer der Lounges, bzw. im Themenpark der Wirtschaftswoche, während einer Vortragspause.

Auch muss gesagt werden, dass die Kreditkrise auch in dieser Kategorie ihre Spuren hinterlassen hat. So haben etliche Banken von Kugelschreibern auf Bleistifte umgesattelt. Allerdings handelt es sich hierbei durchwegs noch um Modelle mit angeflanschtem Radiergummi. Es steht also zu erwarten, dass der Boden der Märkte noch nicht erreicht ist, dieser wird erst dann erreicht sein, wenn alle Banken auf Bleistifte umgesattelt haben, ohne Radiergummi, und ohne Minen.

Die Stofftaschen von Franklin Templeton sind wie in den Vorjahren Sieger in der Kategorie Wiederverwendbarkeit. Erstens dezent dunkelblau, zweitens unkaputtbar.

Das Zertifikate Journal hätte an sich einen Preis verdient in der Kategorie Innovation, durch die Bereitstellung von Einwegfeuerzeugen mit integriertem Flaschenöffner. Dies wirft ein bezeichnendes Bild auf die Praxistauglichkeit von Bankern, die nun auch offiziell zu blöd sind, mit einem Einwegfeuerzeug auf normalem Weg eine Bierflasche zu öffnen.

Dieser Preis ging jedoch an die neuen Marktteilnehmer, die sich offenbar abgesprochen hatten und sämtlich lustige Visitenkartenhalter für den Schreibtisch, ölgefüllt, bereit stellten. Auch wenn das an sich eine lobenswerte Neuerung darstellt, das Gewicht dieser Dinger führt nach mehreren Stunden zu orthopädischen Problemen. Zumindest wenn man ein halbes Dutzend davon mit sich rum schleppt. Trotzdem wurden hiermit die oben erwähnten Feuerzeuge für Grobmotoriker ausgestochen.


Einen Sonderpreis erhält dieses Jahr Sal. Oppenheim, für die Bereitstellung schlafsackgrosser Umhängetaschen bereits am Eingang.

Den Spezialpreis in der Kategorie Planungsfehler erhält dieses Jahr die Direkt Anlage Bank, die sich erfolgreich gegen den Vorjahressieger Palfinger Kranbau durchsetzen konnte. Entweder hat man in München den Schlaf der Doofen geschlafen, oder man wurde von der Krise der Bayerischen Landesbank doch ärger in Mitleidenschaft gezogen als erwartet. Jedenfalls konnte der telefonzellengrosse Stand im unattraktivsten Eck der ganzen Messehalle erst gegen 15:30 Uhr gefunden werden.

In der Kategorie Vorträge gab es ein Unentschieden zwischen Heiko Thieme und Friedhelm Busch. Während Ersterer im Stundentakt ein komplettes Auditorium dauerhaft einschläferte, war der unkaputtbare Busch zu jeder denkbaren Zeit an irgendeinem Stand präsent, zog damit jeweils eine Horde Jünger an, und hielt sie so aus dem Weg und beschäftigt.

Insgesamt ein durchaus gelungenes, und leidlich nahrhaftes Event. Kugelschreiber können bei mir abgeholt werden, Mindestabnahme 50 Stück.
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