Reality bites

Samstag, 22. März 2008

Ach Gottchen

Da beklagt der Erdbeerschorsch von München und Freising, Reinhard Marx, doch glatt, dass "Stirb langsam" und "Sudden Death" kein angemessener Umgang mit der Osterbotschaft seien. Er lässt eindeutig die notwendige Lockerheit vermissen. Ist doch an Ostern immerhin thematisch besser aufgehoben als an Weihnachten, wo sie ja auch immer laufen.

Und was sollen sie denn sonst senden ? "Täglich grüsst das Murmeltier" ? Oder "Hängt ihn höher" vielleicht ? Oder doch Helmut Kohls Neujahrsansprache von 1985, die wegen des grossen Erfolgs an Silvester 1986 wiederholt wurde (was eigentlich keine Sau bemerkt hat) ?

Montag, 4. Februar 2008

Die denglische Krankheit ?

BrandEins beklagt die schleichende Unterwanderung des deutschen Sprachschatzes. Interessanterweise am Beispiel der Finanzbranche. Den Dax als Bluechipindex zu bezeichnen ist böse, und ARD und ZDF sind böse, weil sie nicht jedesmal, wenn sie DAX sagen, für Hein Blöd und die Friseuse von Gegenüber den Halbsatz "Index der 30 führenden deutschen Aktien" anhängen.

Es ist nicht besonders tief durchdacht, Anglizismen in der deutschen Börsensprache zu beklagen, ist doch die Finanzbranche wie wenige andere angloamerikanisch dominiert, und ihre Sprache folgerichtig englisch.

Es besteht nicht nur kein Zwang, jeden Begriff aus dem Englischen ins Deutsche zu transformieren, aufgrund der Unzulänglichkeiten unserer Sprache ist es sogar häufig kontraproduktiv.

Man mag in deutsch dichten können wie in keiner anderen Sprache. Sich aber in deutsch kurz und prägnant auszudrücken ohne den Gegenüber zu beleidigen oder als Volldeppen hinzustellen ist unnötig schwer.

Der Autor mag zum Spass gerne einmal versuchen, seinen Artikel sinngleich einzudeutschen. Ich empfehle zur Veröffentlichung allerdings eine Wochenzeitschrift, denn die zu erwartende Langatmigkeit einer solchen Übersetzung deutet stark auf ein mehrteiliges Werk hin.

Zweifellos gibt es einige Leser die der Überzeugung sind es wäre besser, 5 Kontrakte im unbedingten Termingeschäft mit dem Zielmonat Juni 2008 auf den Index der 30 führenden deutschen Aktien leerverkauft zu haben.


Die Mehrheit hingegen ist lieber 5 FDAX Juni short.

Und das zurecht. Denn nicht nur, dass Letztere von ihren Handelspartnern mit erstaunlicher Sicherheit verstanden werden, aufgrund der reinen Zeitersparnis haben sie auch die Möglichkeit, eventuelle Gewinne noch vor der Rente zu geniessen.

Im Alter können wir dann sicher trotz allem noch das Wort Sparbrief über den Tresen der Sparkassenfiliale hauchen in der Hoffnung, das Bübchen im Alter unserer Enkel gegenüber wird einen blassen Schimmer davon haben, was wir meinen könnten.

Alles in allem erinnert das doch stark an den Bildschirmpositionsanzeiger, den letzten bemerkenswerten Versuch, ein böses englisches Wort einzudeutschen. Welches ? Cursor. Ist doch naheliegend.

Samstag, 19. Januar 2008

Es bleibt weiterhin schwierig

capt'n castagir braucht ein neues Raumschiff. Eigentlich will er ja gar kein neues Raumschiff, aber sein Steueroffizier hat ihm gesagt, wenn er sich jetzt nicht bald ein neues Raumschiff kaufen würde, käme der Schimpansenoffizier und würde ihm eine Oldtimersteuer für sein jetziges Raumschiff reindrücken. Oder die Werkstatt würde den versteckten Knopf drücken, mit dem man die Lebenszeit eines Raumschiffs sofort und unwiderruflich beenden könne. Dieser Knopf läge angeblich direkt links von dem Knopf, mit dem bei Neuwagen die Garantie beendet wird, und die ersten Bauteile anfangen abzufaulen und zu versagen.

Der capt'n ist bockig. Er hatte sich ja schon lange die potentiellen Nachfolger seines bisherigen Raumschiffherstellers angesehen, dieses und jenes, ohne zu schreien "juchee, komm lass uns 50.000 Euro auf den Kopf hauen, das Teil will ich haben".

Und auch weder der zwar halb so teure, aber wirklich schauderhafte Chrysler Sebring, noch der Chryler Crossfire konnten ihn überzeugen. Der eine, weil er beim Platznehmen kaum links über die Tür schauen konnte, der andere, weil er von hinten aussieht, als hätte der Designer kurz hinter dem Verdeck keine Lust mehr gehabt und fristlos gekündigt.

Ohne Enthusiasmus verbringt der capt'n eine Nacht im Web auf der Suche nach anderen Kandidaten, und findet deshalb auch fast nur Raumschiffe mit geringem oder völlig fehlendem praktischen Nutzwert.

Der nächste Tag sieht den capt'n auf einer Pilgerreise durchs Frankenland.

Angekommen beim Alfa-Romeo-Händler muss der capt'n feststellen, dass die Autos dieser Marke entweder nur noch per Internet verkauft werden, oder aber der Händler mittlerweile wegen Reichtum geschlossen hat. Jedenfalls steht er vor einem aufgebenen Werksgelände. Ein Alfa Spider wird es drum wohl eher nicht werden, einmal vorher in der Karre drinsitzen muss schon sein.

Am Volkswagenhändler fährt er vorbei, der einzige Kandidat, ein EOS
schaut geschlossen aus wie ein Jetta, der unter Verstopfung leidet und dem es deshalb das Blechkleid auseinanderdrückt.

Der Ford-Händler ist lustig. Er zeigt dem capt'n voller Stolz seinen neuen Focus und preist dessen vielfältige Vorzüge. Danach befragt, ob es das Fahrzeug auch mit einem Motor gäbe runzelt er zunächst die Stirn, beginnt dann aber verstehend darauf hinzuweisen, dass 136 PS für dieses Fahrzeug mehr als ausreichend seien. Man brauche nicht mehr, und überhaupt, die CO²-Debatte. Als der capt'n ihm daraufhin erklärt, noch weniger CO² würde der Wagen ausstossen, liesse man den Motor gleich komplett weg, verweist der Verkäufer ihn an die nebenan liegende Volvo-Filiale, die ja zum gleichen Konzern gehöre und auch Fahrzeuge mit Motor anböte.

Wo der capt'n eh schon mal da ist, geht er halt rüber in den anderen Showroom.
Vorbei an einem Schneewittchensarg steuert er direkt auf den C70 zu. Nettes Raumschiff, gut verarbeitet. Wenn es nur nicht so sturzlangweilig wäre.

Der Nissan-Händler, den er aufsuchen will, um sich den 350Z anzuschauen, ist mittlerweile ein Ford-Händler.

Glücklicherweise teilt der Jaguar-Händler ein paar Strassen weiter das selbe Schicksal. Das enthebt den capt'n der Versuchung, sich in einen XK reinzusetzen, völlig auszuticken, ihn gegen jegliche Vernunft mitzunehmen und sich die nächsten Jahre von Dosensuppe zu ernähren.

Angesichts der bislang trüben Ausbeute beschliesst der capt'n, nächstes Wochenende eine weitere Pilgerfahrt zu planen, um die bisher unbesichtigten Marken doch noch zu Gesicht zu bekommen. Natürlich ausgenommen den Jaguar. Allein das Betreten des Showrooms würde ihn vermutlich überzeugen.

Missmutig sitzt der capt'n in seinem gewohnten, alten Raumschiff. Was nun ? Er ist schräg drauf. Mit einem gemeinen Grinsen fährt er zum Opel-Händler. Dort angekommen, zeigt ihm Detlef Riebisl voller Freude einen Astra Twintop. Während Detlef vor sich hin schwärmt, dreht der capt'n sich zur Seite und gähnt verhalten. Dabei allerdings fällt sein Blick auf etwas, das er beim Opel-Händler so nicht vermutet hätte. Bevor Detlef es auch nur bemerkt, macht sich der capt'n auf in Richtung des GT.

Nutzwert null, Optik ungewöhnlich, unbequem wie ein Maultier, Federung weitgehend inexistent, ja, das wäre ein Raumschiff für den capt'n.

Ein Rest Kleinhirn meldet sich und fragt an, ob man wenigstens eine Reisetasche in die Karre rein kriegt.

Detlef Riebisl zeigt deutliche Zeichen von Verwirrung.
"Ja wissen Sie, Herr castagir, wir haben dieses Fahrzeug noch nicht so lange, aber warten Sie mal, ich mach mal die Kofferraumhaube auf."
Chefverkäufer Riebisl versinkt kopfüber im Fahrerfussraum. "Ah, ich hab's!" tönt es nur Minuten später. Riebisl erhebt sich, seine Fönfrisur ist offensichtlich derangiert.
"Links unten ist der Schalter zum Öffnen, geht mit dem Fuss" verkündet er und öffnet daraufhin ... die Motorhaube.
"Nunja, viel Kofferraum ist das aber nicht, der Motor nimmt doch arg viel Platz weg" nörgelt der capt'n und geleitet den mittlerweile sehr nervösen Riebisl in Richtung des Fahrzeughecks.
"Wie wär's, versuchen wir es noch mal hier ? Wir können ja beide mal raten, was unter diesem Blechdeckel liegt, hmm ?" Riebisl's linkes Auge beginnt zu zucken.
"Wissen Sie, Herr castagir, alle Verkäufer waren schon auf der Schulung für diesen Wagen, nur ich noch nicht!". Er wirkt zunehmend weinerlich.
"Ach Herr Riebisl, das macht doch nichts, ist ja nur ein Kofferraumdeckel, vermute ich zumindest, das Ding kriegen Sie mit Ihrer Erfahrung doch spielend auf."
Während Riebisl erneut ins Wageninnere taucht, bestellt sich der capt'n einen weiteren Kaffee. Drei Minuten später verschwindet Riebisl, um Sekunden später mit Kaffee und Chantal Schulze zurückzukehren. Chantal Schulzes Aufgabenbereich erschliesst sich dem capt'n nicht unmittelbar. Nachdem sie sofort und ungefragt vermeldet, dieses Modell überhaupt noch nicht zu kennen vermutet der capt'n, sie sei womöglich zur zwischenzeitlichen Bespassung des capt'ns hergebracht worden. Nachdem sie aber selbst wenig subtile Aufforderungen zum table dance hartnäckig ignoriert, und sich mit ihrem extrem kurzen Rock auch weigert, sich in den Beifahrersitz einzufädeln nimmt der capt'n an, sie sei womöglich von der Konkurrenz und soll den capt'n überreden, doch ein anderes Raumschiff zu kaufen.

Ungeachtet dessen funktioniert ihr Auftritt, denn während der capt'n Chantal Schulzes Kurven mit denen des GT vergleicht, hat Riebisl sich unbemerkt davongeschlichen um im Schlepptau des Wertkstattmeisters Alois Kreutzpointer zurückzukehren.

"Mensch Detlef, Du Hiasl, des doch goanz oanfach ! Do mochst des Hanschuhfächle auf, da drin is links ohm a Knopf und scho geht der Deckel oaf, hoast mi?"
Der Deckel ist endlich auf. Leider liegt das Verdeck drin, Roadster werden nunmal offen ausgestellt, und von dem zweifelsohne nicht vorhandenen Platz darunter ist nichts zu entdecken.

"Können wir das Verdeck mal zu machen, damit ich was sehen kann" fragt der capt'n vorsichtig an, und bestellt vorsichtshalber einen weiteren Kaffee.

"Des is koa Dhema, des is isi" verkündet Alois vergnügt, er hat mittlerweile eindeutig das Regiment übernommen. "Do drückmer des Gnöbbfle do und scho Scheissglump verreggts do is wohl d'Badderie leer".

Während Alois in Richtung Werkstatt verschwindet, wedelt Chantal aufgeregt mit einem halben Briefkasten voller Prospekte vor des capt'ns Nase herum. "Herr castagir, vielleicht ist hier ja ein Bild vom Kofferraum drin!" flötet sie, offensichtlich ungeheuer stolz auf ihren Geistesblitz. Der capt'n nickt nachlässig. Es wäre zwar die erste Hochglanzbroschüre eines 264PS-starken Roadsters, in dem ausgerechnet der Kofferraum abgebildet wäre, aber man soll ja nie nie sagen.

Kurz vor Ladenschluss kehrt Alois mitsamt einem Ladegerät zurück. "So, des schliessmer etz o, und wenns Monndag nochamol neischaung, donn kriegmer des ois ganz logger hi."

Der capt'n bedankt sich artig für die Mühe und fährt heim. Nächste Woche, nächste Runde. Es bleibt weiterhin schwierig.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Notiz: Sonnenbrille mitnehmen !!

Männer, aufgepasst!

Es ist egal, was Ihr Dienstag macht. Ihr könnt verschiedenfarbige Socken tragen, die Speisekarte das Hemd der letzten Woche noch mal anziehen, das QTip im linken Ohr vergessen, wenn Ihr zur Arbeit geht. Aber, um Himmels Willen, nehmt eine Sonnenbrille mit ! Am besten eine innenverspiegelte.

Nein, der berühmte englische Wissenschaftler warnt nicht vor Sonnenflecken. castagir warnt, dass ihr Dienstag alle von Schönheit geblendet werdet. Keine Angst, seid stark, schon Mittwoch wird der Spuk wieder vorbei sein.

QVC hat von gestern bis heute 75.000 Tiegel Schnellzement Gesichtscreme an die Frau gebracht.

24 Hour Creme Rundumpflege in Geschenktiegel 200ml.

Das heisst im Einzelnen für Eure Wochenplanung:
  • Montag wird der Kram geliefert. In einem Geschenktiegel (was das genau ist, klären wir ein andermal, jetzt nur soviel: Das Ding wiegt ungefähr 3 Kilo, und wenn ihr mit dem Daumen reinlangt, werdet Ihr damit steckenbleiben und das Ding den ganzen Tag mit Euch rumtragen müssen). Ihr solltet mit Vorfreude rechnen.
  • Dienstag rennt sie den ganzen Tag rum, als hätte jemand die Schraube hinten im Haarknödel mindestens eine Vierteldrehung weitergedreht. Das Lächeln auf den Lippen ist nicht echt, das ist eine natürliche Folge plastischer Verformung der Gesichtshaut. Abends wird es heissen: "Schatz, als ich heute aufgestanden bin, graute der Morgen." Ihr solltet mit dem Wunsch nach Austausch von Körperflüssigkeiten rechnen.
  • Mittwoch wird es angesichts der Realität heissen: "Schatz, als ich heute aufgestanden bin, graute dem Morgen." Ihr solltet mit dem vehementen Wunsch nach weiteren Geschenktiegeln rechnen.
  • Donnerstag wird der Badezimmerspiegel mit dem leeren Geschenktiegel eingeworfen. Ihr solltet mit Scherben rechnen. Solltet Ihr Blutflecken entdecken, sind diese von der Katze, weil ihr das Ding beim ersten Wurf leicht ausgekommen ist.
  • Freitag bringt Ihr statt Blumen einen neuen Badezimmerspiegel mit.

Wenn ihr Glück habt, seid ihr so für kleines Geld wenigstens die Katze los.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Applaus, Applaus

1000 Megawatt für fünf Minuten gespart. Das sind 80 Megawattstunden. Dass es genau 1000 Megawatt waren, liest sich halt schön, und macht das Rechnen für die Hauptschüler einfacher. Vielleicht waren es nur 983,5 oder sogar 1432 Megawatt. In jedem Fall genug, um sich gegenseitig solange auf die Schultern zu klopfen, bis die Hände bluten.

*räusper*
Jahresverbrauch Deutschland: 4.000.000.000 Megawattstunden. Wer hat hier Jehova gesagt ? Steinigt ihn !

Ich habe selten eine derart nutzlose symbolische Aktion gesehen. Naja, der BILD-Aufkleber "Runter mit den Steuern" seinerzeit hat vielleicht ähnliche Performance gezeigt.

Hätten die ganzen Helden in den 5 Minuten mal ihr Hirn benutzt (bei eingeschaltetem Licht), und überlegt, wo sie mal wirklich Strom sparen können, wäre langfristig um den Faktor 10000 mehr rausgekommen.

Aber solche Sachen wie
- den TV-HiFi-Fuhrpark eben nicht 345 Tage im Jahr auf Standby zu lassen (abzgl. 4 Wochen Urlaub, denn da hat man ja Angst das was passiert)
- die drei cm Eis innen an der kompletten Gefriertruhe abzutauen
- 2 Liter Wasser nicht im Topf, sondern in einem Wasserkocher zum Blubbern zu bringen

die erfordern entweder Hirn oder machen Mühe. Wie stolz und beruhigt kann man dagegen sein, für fünf Minuten erfolgreich das Licht ausgeknipst zu haben.

Ich schlage fürs nächste Jahr eine ähnliche Aktion vor. Alle Teilnehmer aus 2007 sollen einen ganzen Tag lang nicht pupsen. Vielleicht zerreisst's dann ein paar von ihnen. Ein netter Nebeneffekt wäre, dass die Zerrissenen ab Ende 2008 maximal Strom sparen.
logo

a life less ordinary ?

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