Donnerstag, 2. September 2010

Brave new world

Ich kann den Finger nicht drauf legen, aber ich finde, irgendetwas läuft hierzulande furchtbar schief.
  • Einer Kassierin wurde nach 31 Dienstjahren gekündigt, weil sie Pfandbelege für 1,30 Euro für sich eingelöst hatte. Das Urteil wurde - rund zwei Jahre später - vom Bundesarbeitsgerichtkassiert.
  • Ein Computerfachman lädt seinen Elektroroller im Büro auf und wird wegen Stromkosten von 1,8 cent nach 19 Dienstjahren gekündigt. Das Urteil wurde vom Landesarbeitsgericht kassiert.
Eine Firma ist sicher kein Selbstbedienungladen, und es muss Grenzen dafür geben, was Mitarbeiter auf Kosten der Firma tun dürfen, sonst bordet das über, und man kann gar nicht soviel Büromaterial bestellen, wie rausgeschleppt wird. Sehe ich alles ein.

Aber trotzdem erscheint es mir furchtbar, wenn vergleichsweise banale Vergehen (sind 1,8 cent rechtlich ein Vergehen ? Wenn ja, liegt hier schon das erste Problem) zum Anlass genommen werden, Mitarbeiter loszuwerden.

Ich dachte immer, trotz allem was vermurkst wird, wären wir hierzulande noch vergleichsweise gut dran. Lebe ich gar in einer Parallelwelt ? Vielleicht, aber in allen Firmen mit denen ich zu tun habe wäre es
  • dem Chef peinlich, einem Mitarbeiter wegen einer handvoll Kopien, einer Briefmarke oder vergleichbaren Sachen zu kündigen, es sei denn er ist ein Wiederholungstäter oder renitenter Querulant, der danach schreit
  • den Mitarbeitern ebenso peinlich, etwas von Wert zu stehlen (nein, 1,8 cent sind KEIN Wert!) oder auf Kosten der Firma zu tun, abgesehen von den wirklich moralfreien Exemplaren, die es natürlich gibt
Dort nimmt der Chef den Mitarbeiter ggf. auf die Seite und macht eine Ansage. Wenn die nicht fruchtet, gibt es eine Abmahnung, und wenn das nicht reicht, wird man sich früher oder später trennen. So geht man dort miteinander um. Ich dachte immer ich hätte in den vielen Jahren einen repräsentativen Querschnitt von Firmen erlebt und es wäre überall so, aber mir kommen Zweifel wie weit es damit her ist, denn die Ausnahmen werden offenbar mehr.

Ich versuche mir die Firma, in der Dinge wie oben beschrieben passieren, mir das Arbeitsklima dort vorzustellen, und schaffe es nicht. Ich versuche mir vorzustellen, was für ein halbes Leben die beiden Beispiele in ihren jeweiligen Firmen verbracht haben müssen, und schaffe es genausowenig. 19 Jahre, 31 Jahre, sich die zeitspannen vorzustellen fällt gar nicht leicht. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas in einem nach meinem Empfinden "gesunden" Unternehmen aus heiterem Himmel passiert.

Ich versuche mir das Innenleben eines solchen Chefs vorzustellen, seine innere Grösse genauso wie die Grösse seiner Magengeschwüre, ich frage mich, was in seinem Kopf vorgeht, so zu reagieren. Stressbedingte Kurzschlussreaktionen kennt sicher jeder, aber auf einer Kündigung wegen 1,8 cent oder 1,30 Euro zu bestehen und sie vor Gericht durchfechten zu wollen ist keine spontane Überreaktion mehr, sondern vorsätzliches Handeln aus einer inneren Überzeugung heraus, die mich fassungs- und verständnislos zurück lässt.

Ich frage mich aber auch, was in den Köpfen solcher Mitarbeiter vorgeht. Es mag für eine Kassiererin mittleren Alters sehr schwierig sein, einen anderen Job zu finden, aber nicht unmöglich, das weiss ich. Aber ein Computerfachmann ? In einer Branche wo jeder, der seinen Namen unfallfrei buchstabieren kann, seit 20 Jahren kein wirkliches Problem hatte, irgendeinen Job zu finden ? Ist das Hinnehmen solcher Arbeitsbedingungen vergleichbar mit dem Reflex der Hinnahme einer miserablen Ehe, nach dem Motto "kann man halt nichts machen", obwohl man hier wie dort durchaus könnte und gekonnt hätte ? Die innere Einstellung dieser Menschen interessiert mich brennend, auch wenn ich vermutlich geschockt wäre sobald ich sie erführe.

Und nicht zuletzt frage ich mich schon lange, warum sich obere Instanzen unserer Gerichtsbarkeit mit so einem Mist befassen müssen. Landesarbeitsgericht, Bundesarbeitsgericht, sind in den unteren Gerichtsebenen nur völlige Versager, geistige Krüppel oder Minderbemittelte unterwegs, dass solche Fälle überhaupt durch die Instanzen gehen können ? Gibt es hierzulande keine untere Charge mehr mit genug Rückgrat, solche Bagatellen letztinstanzlich abbügeln zu können, oder dürfen sie das am Ende nicht ?

Interessant ist doch, dass das Landesarbeitsgericht sich bei einem Streitgegenstand von 1,8 cent scheinbar als hinreichend kompetent ansah, keine Revision vor dem Bundesarbeitsgericht zuzulassen, bei 1,30 Euro hingegen nicht. Das bietet einen erschreckenden Einblick in den Kompetenzrahmen und die Belastbarkeit von Urteilen der mittleren Instanzen.

Die Gerichte sind überlastet, letztinstanzliche Urteile brauchen Jahre, fragt sich irgendwer noch, wieso ? Offenbar kaum jemand, denn die achselzuckende Akzeptanz solchen Schwachsinns ist mittlerweile erschreckend hoch.

Auch ich ertappe mich dabei, solche Dinge als erquickliche Don-Quichote-gegen-die-Windmühlen-Episoden zu empfinden. Dabei sollte ich, sollten viele eigentlich aufschreien. Auch Milliarden werden Euro für Euro gespart. Und jeder "wichtige" Fall, der wegen solcher Banalitäten auch nur einen Tag später entschieden werden muss, kostet potentiell eine Menge Geld.

Mittwoch, 1. September 2010

Stellenausschreibung

Kann mir das bitte jemand programmieren ?

Projektabwicklung

Gerne bis gestern, danke.

Montag, 30. August 2010

Windows 7 sucht nicht in allen Dateien

Achtung, geek-Content ! Hausfrauen, Kinder und Herzkranke bitte weiter gehen, es gibt hier nichts zu sehen.

Windows verblüfft ja immer wieder mit der Fähigkeit, bestimmte eingeübte Dinge in einer neuen Version entweder per default gar nicht mehr zu können, oder die Funktion dafür so gut zu verstecken, dass nicht mal mehr google einen weiter bringt.

Heute: Die Suche in Dateien, am Beispiel von SQL

Stellen wir uns mal vor, wir haben Dateien vom Typ "*.sql" auf der Platte, weil wir SQL-Server programmieren. Wir wissen ganz genau, dass in einer davon der Text "BitSet" vorkommt, weil wir vor Unzeiten mal mit Bitoperationen rumgepfuscht hatten.

(Es könnten auch pdf-Dateien sein, und man hat keinen PDF-Reader installiert, oder, oder...)

Stellen wir uns weiter vor, auf der Maschine wo die Daten liegen ist keine Anwendung mit SQL-Dateien verknüpft ... weil wir sowas nur in VMs bearbeiten oder es ein Fileserver ist oder ... jedenfalls weiss Windows 7 nicht, wie es mit SQL-Dateien beim öffnen umgehen soll.

Ganz Mensch gibt man im Suchfeld ein: .sql text:BitSet, soweit so gut, nicht wirklich intuitiv aber wir wollen nicht maulen, doch man ahnt es schon, manche Sachen ändern sich nie ... der Explorer wird unseren Suchbegriff nicht finden, toll. Benennt man die SQL-Datei auf .txt um verkündet er jedoch freudestrahlend, den Suchbegriff gefunden zu haben.

Nun wird man kaum seine ganzen Dateien auf der Platte auf .txt umbennen wollen, nur damit der Explorer den Inhalt durchsucht.

Unter XP war das einfach:
regedit HKEY_LOCAL_MACHINE \ SYSTEM \ CurrentControlSet \ ContentIndex -> FilterFilesWithUnknownExtensions von 0 auf 1.

Und Windows 7 ist es ... anders.
  • Systemsteuerung
  • Leistungsinformationen und Tools
  • Indizierungsoptionen anpassen
  • Knopp "Erweitert"
  • Lasche "Dateitypen"
  • ... und nu gräbt man die Dateitypen durch um die es geht und stellt jeweils ein, dass bitte nicht nur die Eigenschaften indiziert werden sollen, sondern bitte auch die Dateiinhalte ...
  • ... gibt's die Endung noch nicht, fügt man sie hinzu.


Und 'schon' hat man die Möglichkeit, auch zu finden was man sucht. Ist doch herrlich, ein simples naturwissenschaftliches Diplom reicht nach wie vor völlig aus, um Windows zu bedienen.

Diesen August

hätte ich Pflanzen auf dem Balkon haben sollen. Ich hätte sie nicht einmal giessen müssen.

Kann man Teichrosen eigentlich in Blumenkästen setzen ?
Oder gibt's irgenwelche anderen schwimmenden Pflanzen ? ... alles andere wär ja ersoffen.
Kommen Teichfrösche bis in den zweiten Stock ? ... wär ein Argument dagegen.

Ich hätte in Biologie besser aufpassen müssen, irgendwie hab ich bei Prilblumen aufgehört.

Sonntag, 29. August 2010

Kulturcontent

Ich bin ja nu wirklich kein Klassikfan, weiss jeder. Aber es gibt ein paar Menschen die wissen, dass Smetana's Moldau 'mein Stück' Klassik ist.

Einer hat mir heute einen Gefallen tun wollen. Berliner Symphoniker, dirigiert von Karajan.

Oh je. Wir Deutschen können ja vieles, aber von solchen Sachen sollten wir einfach die Finger lassen. Technisch einwandfrei gespielt und dirigiert, keine Frage ... perfekt, bloss tot.
Himmel Arsch und Zwirn, das ist nicht Wagner! Und eben weil's keine sechs Stunden lang ist und man als Dirigent nicht drauf achten muss, dass einem die Hälfte des Publikums nicht unterwegs wegstirbt, muss man da auch nicht durchgaloppieren wie eine Horde Büffel!

Zum reinhören, es reicht der Auschnitt 1:00 bis 3:00:

Die Humtata-Version.

Als Vergleich, nur so als Beispiel (die schönste langsame Version die ich kenne konnte ich nicht finden, Kubelik mit dem tschechischen Symphonieorchester): Michael Holmes, Varna Philharmonic Orchestra, Bulgarien

Tja, und auch wenn es unpopulär ist, sowas zur Zeit zu sagen: Die Slawen haben das Gen, diese Musik zu spielen, wir haben's nicht.

...

Und nu darf ich auch noch feststellen, dass mein heissgeliebter Wray & Nephew White Overproof 62,8% nicht nur bei mir, sondern offenbar auch beim dealer meines Vertrauens leergesoffen ist. Keinen Schreibtisch gefunden und nix um den Frust runterzuspülen, was bitte hab ich verbrochen ?

Samstag, 28. August 2010

Vermöbelt

Die Odyssee geht nun schon einige Wochen. Der capt'n bildet sich ein, dass er für seine Brücke eine neue Schaltkonsole braucht.

Die Anforderungen sind mehr oder weniger banal: Rund zwo mal ein meter, elektrisch höhenverstellbar, nicht potthässlich, der unvermeidliche Kabelbaum irgendwie halbwegs ausser Sicht versteckbar.

Sollte doch lösbar sein. Ich glaube heute war der vierte oder fünfte Samstag, den ich in den diversen Möbelhäusern, Einrichtungshäusern, Designmöbelhäusern und wie sie sich alle nennen, verbracht habe.

Mir tun die Hax'n weh, wiedermal. Und ich sitze an meinem praktischen, grossen, aber potthässlichen Schreibtisch, wiedermal.

Nun muss man wissen, dass ich zwar ein Arbeitszimmer besitze, aber in der Realität mein Wohnzimmer mein Arbeitszimmer ist. Nicht dass die restliche Einrichtung es verlangen würde, aber ich habe den Anspruch, etwas 'schönes' zu wollen, nicht etwas 'praktisches'.

Und nachdem ich bei einem (ansonsten sturzlangweiligen) Kunden den Vorteil höhenverstellbarer Schreibtische kennengelernt habe, wo man sich nach dem Mittagessen mit dem dicken Ranzen nicht in einen Stuhl quetschen muss, sondern den Tisch auf 1,30 hochfährt und mal 10 Minuten steht, will ich so ein Teil haben.

Jaja, ich weiss, Luxusproblem, jammern auf höchstem Niveau. Ich will ihn aber trotzdem. Und das gerne in schön.

Nu hast Du als Kunde mehrere Möglichkeiten.
Du kaufst ein Teil das die Funktion hat, stabil ist, dafür aber die Optik einer Einbauküche aus den 70ern hat.

Hat es nicht gereicht, Schuhe, Klamotten und den ganzen anderen Plunder retromässig aufzuwärmen ? Können Möbel denn wirklich nur noch eierschale hochglanz, barbie-kompatibel oder Gelsenkirchner Barock sein ?

Oder Du kaufst ein Teil das die Funktion hat, aber so fragil aussieht, dass schon die Aussicht, den ganzen Elektroschrott darauf abstellen zu müssen ein leichtes Röcheln der Mechanik erahnen lässt.

Es ist nicht so, dass ich eine Nummer auf diesem Tisch würde schieben wollen, nur um das klarzustellen. Ich will nur auch mal die Hax'n drauf ablegen, die Tastatur auf dem Schoss ohne mir Gedanken zu machen, ob der ganze windige Mist vor mir jetzt gleich zu Holzspänen zerfällt.

Und so hab ich mich hochgearbeitet, rein budgettechnisch. Anfangs noch in Hinz-und-Kunz-Möbelläden mit und ohne Selbsttransport und Inbusschlüssel unterwegs, bin ich mittlerweile dazu übergegangen, sogar völlig irrational gepreiste Läden aufzusuchen, in der Hoffnung, dass wenn ich nur genug Geld in die Hand nehme, ich auch bekomme was ich will.

Die Metropolregion Franken hab ich durch. Wo soll ich als nächstes suchen, Vorschläge anyone ? Muss ich ins Ausland ? Gibt's irgendwo einen begnadeten Daniel Düsentrieb ?
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a life less ordinary ?

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